.DE.COM kritisch betrachtet

Domains sind heutzutage ein sehr wichtiges Gut für Unternehmen. Die Domain wird als Besitz behandelt und fließt möglicherweise sogar in die Bilanz ein. Sie kann (je nach Ansicht eines Gerichtes) gepfändet und ihr Besitz übertragen werden. Die Domain eines Unternehmens verewigt sich dauerhaft im Gedächtnis der Kunden und auf vielen verschiedenen Seiten im Internet. Die Frage ist nun, wie sicher ist der Besitz einer Domain? Betrachtet man die für die Verwaltung der Domains zuständigen Registrierstellen wie die DENIC eG (für .DE), SWITCH (für .CH und .LI) oder NICAT (für .AT), so fällt hier ein solider rechtlicher Rahmen ins Auge. Die DENIC, eine Genossenschaft mit über 250 Genossen. SWITCH, eine Stiftung der schweizer Universitäten. NICAT, eine Tochtergesellschaft der österreichischen Stiftung. Alle haben eines gemeinsam: Keine direkte Abhängigkeit zur einem Wirtschaftsunternehmen und eine solide Basis (Genossenschaft oder Stiftung). Auch die generischen TLDs wie .COM, .NET oder .INFO werden hinsichtlich der Vorgaben für den Betrieb einer Registrierstelle von der ICANN kontrolliert. Die ICANN sieht u.a. die tägliche Sicherung der Domaininhaberdaten bei einem unabhängigen Treuhänder vor. Alle diese Top-Level-Domains haben zudem eines gemeinsam: Sie sind von der ICANN genehmigt und werden als offizielle TLD auf den Seiten der IANA gelistet.

Wie verhält es sich nun mit einer Domain unter der Endung .DE.COM? Die Domainendung .DE.COM ist rechtlich gesehen keine durch die ICANN anerkannte Domainendung, sondern lediglich eine normal über Verisign Inc. registrierte .COM Domain, wie auch z.B. google.com. Eine Domainendung wird diese nur durch das technische Angebot der Firma CentralNic, die unter der Domain .DE.COM einen Subdomain-Dienst betreibt - und diesen als Registrierdienst unter einer fiktiven Domainendung vermarktet. Der Domainendung .DE.COM fehlt es also an der Anerkennung durch die ICANN oder einer anderen staatlichen Organisation. Damit fehlt es ihr an den Vorgaben und der Kontrolle durch die ICANN oder eines anderen vergleichbaren Gremiums (Stiftung oder Genossenschaft). Die selbsternannte Registrierstelle ist ein IT-Unternehmen aus England, somit rechtlichen und wirtschaftlichen Einflüssen direkt unterworfen. Was dies im Ernstfall bedeuten kann, haben vor einigen Jahren die Domaininhaber sämtlicher Domains unter der Domainendung .GB.COM zu spüren bekommen: Den unmittelbaren Verlust der eigenen Domain - wenn auch in diesem Fall glücklicherweise nur zeitweise: Auch die Domainendung .GB.COM wird von CentralNic betrieben und vermarktet. Im Juni 2011 wurde die Domain GB.COM das Ziel eines Disputes in dessen Verlauf die Domain den Besitzer wechselte – und damit auch die Nameserver, die fortan alle Anfragen mit der IP einer Statusseite beantworteten. Bei CentralNic hieß es hierzu:

„Unfortunately, the service CentralNic has been providing for domains ending .gb.com has been interrupted. We are currently taking legal advice about this and will be taking urgent steps to restore the service, but we cannot achieve that instantly.
Therefore, if your service had been interrupted and you have an urgent need for resumption of the service it may be in your interests in order to avoid or mitigate loss for you to sign up to the service offered by “GB.Com Limited,” promoted on some interrupted sites, for a temporary period.

This interruption relates to a longstanding legal dispute regarding the domain name gb.com, dating back to when the current shareholders acquired the business in 2004.“

(Quelle: www.internetnews.me/2011/07/30/centralnics-gb-com-in-dispute-gb-com-now-wildcarded/)

Ein solcher Zugriff wäre für eine „echte“ TLD undenkbar, da der Zugriff auf die Root-Nameserver der ICANN nur über die IANA möglich ist. Bei .GB.COM war es vermutlich einer wirtschaftlichen Übereinkunft zu verdanken, dass die Domains unter .GB.COM nach einigen Wochen wieder erreichbar waren und die Domain gb.com selbst dauerhaft in den Besitz von CentralNic wechseln konnte.

Die dargelegten Gründe und diese Erfahrung haben uns davon überzeugt, keine solche Endungen, die nicht offiziell von einer Registrierstelle angeboten werden, in unser Portfolio aufzunehmen.