Neue TLDs – Fluch oder Segen?

Vor 10 Jahren erblickten die ersten neuen TLDs das Licht der Welt, und das nach einem jahrelangen Gezerre um Abläufe, Gebühren und Einflußnahme. In den nachfolgenden Jahren sahen wir als Konsequenz undurchsichtige Seilschaften zwischen Antragstellern, Registrierstellen und ICANN, in deren Folge die vertraglichen Regelungen nicht mehr die Schärfe aufwiesen, wie noch bei den alten generischen TLDs.

Nach inzwischen 10 Jahren haben sich die nTLDs zu einem guten Geschäft für die Registrierstellen entwickelt. Dank KI-gestützter Preismodellierung, Premium-Domains und Super-Premium-Domains hat sich eine auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Industrie entwickelt. Der ursprüngliche Gedanke, mit neuen TLDs der „Community“ mehr Wahlmöglichkeiten zu geben und dadurch den Markt zu beleben, ist zwischen den verbliebenen Akteuren zerrieben worden. Durch Übernahmen von TLD-Beständen oder ganzen Registrierstellen, hat sich eine inzwischen fast bedenkliche Konzentration auf wenige große Anbieter ergeben. Die anfangs von Lobbyisten bei den ICANN-Treffen beschworene Vielfältigkeit ist verflogen und einem Goldrausch gewichen - mit jährlichen Preiserhöhungen von 10% bis hin zum 100-fachen.

Als Registrar stellt uns diese Abhängigkeit von Quasi-Monopolen vor besondere Herausforderungen, da wir diese Abhängigkeit und fehlende Reglementierung durch die ICANN unmittelbar spüren. Gemessen an den reinen Registrierzahlen, haben die nTLDs glücklicherweise weiterhin einen relativ kleinen Marktanteil von 10% (35 Mio.) im Vergleich zu den alten gTLDs und den ccTLDs weltweit (350 Mio.). Und dennoch standen „neue TLDs“ wieder auf der Tagesordnung der letzten ICANN-Treffen – mit dem erklärten Ziel, ab 2026 weitere „neue TLDs“ einzuführen und die alten Argumente erneut aufzuwärmen.

Bei einem vergleichenden Blick auf die europäischen Länder-TLDs (ccTLDs) erkennt man schnell, mit welchem Weitblick und beinahe behäbiger Preispolitik hier gearbeitet wird. Preiskapriolen oder Premium-Domains findet man hier zum Wohle der „Community“ nicht.

Wir lieben unsere 80 ccTLDs!